Gamer Technology Law Conference – Pachter: „The problem about free2play is that it is free!“

Der Urlaub ist vorbei und es wird Zeit, wieder etwas mehr zu bloggen. Leicht gesagt, wenn man nach dem Urlaub schon wieder on tour ist. Also heißt es, das Touren mit dem Bloggen zu kombinieren: Ich besuche derzeit die Gamer Technology Law Conference in Seattle – eine zweitägige Konferenz, die von führenden US Interactive Entertainment Anwälten gestaltet wird und die sich aktuellen Rechtsfragen der US-Spieleindustrie widmet. Das eröffnet ganz spannende neue Perspektiven: In manchen Aspekten sind uns die Amis einfach Jahre voraus; geht es dagegen beispielsweise um Datenschutzfragen, so ist es spannend zu sehen, wie sich US-Rechtsansichten so langsam Europäischer Datenschutzdogmatik annähern. Ich werde in einer Serie von kleinen Blogbeiträgen über die hier diskutierten Themen berichten.

Der Auftakt der Konferenz war weniger juristisch, sondern ein sehr subjektiver und unterhaltsamer Blick von Michael Pachter, MD bei Wedbush Securities, auf aktuelle Marktentwicklungen. Wer Michael schon mal hat sprechen hören, weiß, was ich meine.

Ein Blick zurück:
Pachter identifizierte drei Episoden der Gamesindustrie-Vergangenheit:

  • die Zeit bis zum Jahr 2000
  • die Jahre 2001 bis 2008
  • die Jahre 2009 bis 2011

Die Zeit bis zum Jahr 2000 sieht Pachter im Wesentlichen geprägt durch den Erfolg von Single Player PC- und Arcade-Games. Er hob die Bedeutung guter Brands für diese Zeit und als Ausgangspunkt zahlreicher Sequels hervor. Gleichzeitig bezeichnete er das Gaming der damaligen Zeit als „anti-social“. Die Jahre von 2001 bis 2008 ist für Pachter die goldene Ära der Konsolen, wobei er dem Erfolg der Wii besondere Bedeutung beimisst. Nimmt man den MMO-Markt aus, so sollen zu dieser Zeit packaged goods 90% des Industrieumsatzes ausgemacht haben. Mit Beginn des Jahres 2009 begann für Pachter die große Zeit der MMOs und der Geschäftsmodelle rund um DLC (wobei er offen ließ, inwieweit aus packaged goods-Umsatz lediglich DLC-Umsatz wurde, ohne dass zusätzlicher Umsatz generiert wurde). Gleichzeitig sieht er in dieser Zeit den Beginn der Social and Mobile Games Ära. Das Jahr 2012 sieht Pachter geprägt durch Social and Mobile Games, Konsolenmultiplayergames und free2play. Den Markt für packaged goods beschreibt er bereits jetzt als „collapsing“.

Der Blick in die Gamesindustrie-Glaskugel:
Was bringt nach Pachters Auffassung also die Games-Zukunft?

Pachter hat eine klare Meinung zu free2play-Geschäftsmodellen. Er hält sie für nicht tragfähig und urteilt gewohnt scharfzüngig: „The problem about free2play is that it’s free.“ Sein Hauptargument ist, dass kein anderes Entertainment Medium seinen Content „for free“ heraus gibt und prognostiziert: „We will continue to make this mistake until we figure it out“. Ob er übersehen hat, dass free2play nicht gleichbedeutend ist mit „alles kostenlos“?
Folgende Haupttrends sieht er bis 2020 auf uns zukommen:
  • Content wird auf allen Devices verfügbar sein.
  • Konsolen werden „multipurpose devices“ (er prognostiziert, dass die neue xbox de facto ein TV Receiver sein wird, der gegen eine Gebühr das TV-Signal auf alle Devices ausspielen können wird)
  • Das free2play Modell wird sterben und Games werden werbefinanziert werden und User sollen bis 2020 für Werbefreiheit zahlen.
  • Games as a Service wird ein riesiges Thema werden.
  • Mobile und Social Games sieht er auch in der Zukunft als bedeutend an.
Genug zu diskutieren also und ein durchaus kontroverser Konferenzauftakt.

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